Heikle Happen heimischer Häupter

hauchdünne Hinweise auf den Buchstaben H

herausgelockt zum Thema H e i m a t

Hereinspaziert ihr Hospitanten, Händler, Halbtagsfabrikanten, Hausbesorger und Hobbyhauer,

Historiker und Hausbeschauer, Hoteliers und Heimatdichter, hübsche Hollywoodgesichter, hier harrt ein Land der Herzoginnen, herb wie der Wein der Winzerinnen -

H a l b z e i t   i s t   a n g e s a g t !

Im Heimspiel hagelt es Punkte für die Herren Gastgeber. Heute wird haarscharf gespielt. Hinfällig geworden ist die alte Mannschaft der Halter, Hexen und Hausierer, der Hafner, Hufschmiede und Hörndlbauer. Der heimatlosen Kesselflicker ist man habhaft geworden. Habenichtse und

Haderlumpen haben Hausverbot. Auf der Handelsbank herrscht Harmonie. Der Holzwurm haust an der Hintertür, hämisch lächelnd heimisch geworden. Der Hobel ist angesetzt auf den Horizont; hurtig hantieren Handwerker des modernen Zeitalters.

Hatten hierzulande einst Horden hemmungslos die Höfe geplündert und manchen Heinz all seiner Habe beraubt, Halbwaisen ihrem herben Schicksal überlassen, Hektar um Hektar heimgesucht, handeln heute hochwürdige Häuptlinge im Hintergrund, während die Heißsporne durch

Hechtsprung nach Heldentum lechzen. Die Herkunft des Honvéd hinterließ Spuren durch Namen: Kismárton und Kelenpatak, Zárany, Fülos, Czinfalva. Der Homunkulus croaticus scheint endlich heimgekehrt, die Hitzköpfe haben die Dottergrenzen herausgefunden, die Streitfahnen endlich auf Halbmast gesetzt. Die Herkunft an den heimischen Herd verbannt, holt man sie heiteren Mutes an Hochzeitstagen hervor. Ein Hauch historischer Buntheit herzhaft gehegt wird kaum Hautausschlag heraufbeschwören. Heterogen ist human! Halsstarrigkeit wird durch Histamin abgelöst.

Hallstattzeitliches Handeln ist nicht mehr haltbar.

Die Hiesigen auf der Halbinsel der Seligen halten ihre Häupter nicht mehr gesenkt vor Herzögen und Heilig-Land-Rittern. Die Fürsten samt Hausrat haften hoheitsvoll für klingelnde Kassen.

Herrschaftliche Handschrift zeigen auch die Hausfassaden der Herren einstiger Huben, heute hat jeder sein eigenes Schlösschen mit Türmen und Erkern nach Herzenslust. Der Heustadel Hilferuf hallte heiser ins Leere. Der Hürdenlauf um Hausbesitzerstolz und Hebung der Hofqualität setzt alle Hebel in Bewegung. Horrende Summen für Herbergen des Wohlstands, heftig werden Hemmschuhe als Hürde genommen. Der Himmelschlüssel zum eigenen Haus wächst nicht auf der

Wiese, jeder ist höchstpersönlich seines Glückes Hufschmied. Die Heckenrose macht uns zu

Prinzen, herrlich herrscht es sich im eigenen Heim. Der Hahn auf dem hauseigenen Turm haart zum herrschaftlichen Habicht, historischen Vorbildern huldigend.

Die Heiligen an den Fassaden der alten Häuser sind recht unheilige holprige Hohlwege gegangen, schrittweise entfernte Hindernisse halbwüchsiger Heroen auf der betonierten Hutweide der

Dorferneuerung. Hingegen heucheln neue Arkaden Zweckmäßigkeit, hausgemacht, hervorgeholt aus dem Brunnen der Erinnerung.

Im Heimspiel hagelt es Punkte. Für wen?

Zweite Halbzeit - neue Strategien. Heilsam scheinen alte Fehler gewirkt zu haben.

Hoffnungsvolle Hebammen horchen auf Befürworter der Hausgeburt. Die Halbinsel hat kein

Bedürfnis mehr nach dem Festland zu schielen, endlich ist sie sich ihrer Kostbarkeiten bewußt. Heiter bis wolkig zeigen sich die Tage, nicht bloß für Hackfrucht. Das Haustor steht weit geöffnet und fordert keinen Heimatschein.

Heitere Heurigengäste, hamsternde Hetscherlbrocker, hingebungsvolle Haydnanhänger teilen Haydn sich und Heidensterz. Der Hollerkoch aus Großmutters Hinterhofküche ist salonfähig

geworden, auch wenn mancher Fremde bloß „Holler“ herausläßt.

 

Heiß brennt die Sonne an Hundstagen, Hitze breitet sich aus, doch auch ein besonderes Licht. Es lockt die Künstler zur Tat. Am Heideboden ist selbst Hederich schön und Neumarkt öffnet die Tore zur Welt.

Die Halbinsel - nach vielen Seiten offen - hat sich den Blick der ländlichen Schlichtheit bewahrt und kennt doch das Bild städtischer Fülle. Viele Halbinselbewohner haben doppelte Leben: eines vom Land und eins von der Stadt. Hie und da berühren sich diese Leben, heftig und manchmal hinderlich. Heimwärtspendler sind hellhörig geworden. Täglich huschen Dörfer vorbei, Hochhäuser heizen den Kritikern ein, Haltestellen verkünden hantige Grüße - wer hütet die Frauen vor

Einsamkeit? Halbtage haben Seltenheitswert, doch kennt man hinlänglich die halben Leben, die heimtückisch als doppelte hereinbrechen in manches humpelnde Herz. Und stechen ins

Hornissennest.

Heimkommen. Wohin? Ins heimische Haus mit Humus im Garten für Seele und Herz? Hinweise suchen, Habseligkeiten schnüren, Herzspur hinterlassen.

H wie Heimat - Herkunftsheimat, Feindheimat, mobile Heimat, Heimat der Sprache, gefundene Heimat, geborgte Heimat…

Wieviel Heimat braucht der Mensch?

Läßt sich das hinterfragen?

Qualifizieren?

Quantifizieren?

Auf den Buchstaben „H“ reduzieren?

 

Heimatort - Ort der ersten Jahre? Hort der ersten Jahre? Horizont am Beginn des Lebens?

Ist die Hetzjagd vorbei, wenn das Hemd schleißig wird? Kein Himmel stürzt ein, wenn am Hotter die Grenzsteine fehlen.

Der Ort der ersten Jahre ist ein besonderer Ort.

Die Sprache der ersten Jahre ist eine besondere Sprache.

Die Menschen der ersten Jahre sind … Menschen, am Beginn eines Weges, der eines Tages zu uns selbst führt.

Die Halbzeit ist vorüber.

Das Heimspiel ist hart, aber spielenswert



aus „Nicht wissen, woher man kommt - Reisen, entdecken, begegnen,

Lex Liszt 12, 2016

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